Die Mühe mit der Motivation

Als Diabetiker, und hier im speziellen, die mit Typ 1, ist man 24 Stunden am Tag mehr oder weniger damit beschäftigt, sich in irgendeiner Art und Weise mit dem Diabetes auseinanderzusetzen. Ein gutes Diabetesmanagement ist wichtig um einen stabilen Blutzucker zu erreichen um damit langfristig Folgeschäden zu vermeiden oder möglichst lang herauszuzögern. Als gut geschulter Diabetiker weiß man das auch. Aber was ist, wenn trotzdem die Motivation fehlt? Diese steigt und fällt in schöner Regelmäßigkeit. Wenn man sich nicht mehr gut kümmert, kommt die bittere Quittung spätestens beim nächsten HBa1c messen. Weil dieser Wert ist schonungslos und offenbart unmißverständlich, wie motiviert man war....

Ich denke, ich spreche da stellvertretend für viele Diabetiker groß und klein, wenn ich feststelle, dass es manchmal sehr schwer erscheint, mit Elan und Begeisterung eben diese Motivation aufzubringen, die es braucht um am Ball zu bleiben. Daher versuche ich hier eine mögliche Tipps oder Motivationsanreize darzustellen. Vielleicht ist ja für den einen oder anderen etwas brauchbares dabei.

Schöne Accecoires und Zubehör:

Was mich immer wieder reizt und lockt sind Zubehör und Accecoires, die das Diabetesleben bunt machen. Früher waren das bunte Pens oder wunderschöne Zubehörtaschen, in denen man sein Zubehör unterbringen kann. Oder mittlerweile  schöne Aufkleber für Insulinpumpen oder dem Freestyle Libre etc..Um diese zu ergattern sind spezielle Internetseiten hervorragend oder auch Gruppen, z.B. auf Facebook, in denen man sich austauschen kann, welche tollen Features es rund um den Diabetes gibt. Aber auch Diabetestage, auf denen die verschiedenen Hersteller der bekannten Firmen, die sich auf den Diabetes spezialisiert haben, bieten eine Menge neues an Zubehör.

Mit anderen austauschen:

Der Austausch mit anderen Diabetikern kann einen Riesenschub an Motivation hervorbringen. Nichts hilft besser. Man ist unter seinesgleichen, muss keine großen Erklärungen abgeben und man versteht sich trotzdem oder gerade deshalb. Tipps und Tricks, wie man den Diabetes managen kann, werden von anderen Betroffenen noch eher beherzigt und können Entlastung schaffen.

Auch mal "meckern" dürfen:

Ist ebenfalls absolut wichtig. Man sollte seinen Unmut laut kundtun dürfen. Es handelt sich hier um eine chronische Erkrankung, die einen ein Leben lang begleitet. Oft genug, versucht man, positiv an den Diabetes heranzugehen. Das klappt nicht immer gleich gut. Es hat nichts mit Schwäche zu tun, wennman sich eingesteht, wie blöd man seinen Diabetes findet. Es ist gut, wenn man in solchen Momenten Menschen um sich herum hat, die feinfühlig zuhören, und das Gesagte einfach mal so stehen lassen, ohne mit sicher gut gemeinten Argumenten zu kontern, wie z.B. "es könnte doch noch viel schlimmer sein" oder "heutzutage, ist das Leben mit Diabetes doch viel einfacher" Das bewirkt nur das Gegenteil. Das weiß man alles selbst, meist fühlt man sich erleichtert, wenn man auf offene Ohren trifft und sich seinen Frust von der Seele reden kann. Das reicht oft schon. Danach fällt es wieder leichter zum Diabetesgeschäft überzugehen.

Das Problem refraimen:

Refraiming bedeutet etwas in einen anderen Rahmen setzen. So auch hier. Es heißt, das Problem oder das Verhalten in einen positiven Zusammenhang setzen. So zum Beispiel: ADHS-Kinder sorgen mit ihrer Ideenvielfalt dafür, dass es nie langweilig wird.... Streitende Paare demonstrieren uns die Lebendigkeit ihrer Beziehung....

Je humorvoller um so besser. Wenn Probleme in einen neuen Rahmen gestellt werden, sehen sie plötzlich anders aus! Das kann so manche Verbissenheit entspannen....

Externalisieren:

Damit wird versucht, das Problem nach außen zu verlagern, damit es greifbarer wird. Damit wird es überschaubarer und weniger bedrohlich. Besonders bei Kindern ist es angebracht, wenn man das Problem auf ein Kuscheltier überträgt oder einer Handpuppe. Auch Sorgenpüppchen können hier hilfreich sein. Mein Sohn z.B. hat eine zeitlang abends zum Schlafen seine Pumpe in den Pumpenlöwen von Medtronic gesteckt. Irgendwann sagte er: " So, und jetzt hat der Lenny meinen Diabetes..."

Neue Rituale schaffen:

Gerade das regelmäßige Tagebuchführen ist für viele sehr lästig. Man führt vielleicht zunächst sehr regelmäßig sein Tagebuch, aber mit der Zeit lässt die Motivation nach. Damit kann es passieren, dass man den Überblick verliert und sich kleine Fehler einschleichen können. Was also tun, wenn das Tagebuch weiterhin jungfräulich bleibt und nichts eingetragen wird? Man könnte sich vielleicht einen Tag in der Woche aussuchen, an dem man die Werte nachträgt. Vielleicht hilft es, wenn man einen schönen Umschlag für das Tagebuch aussucht, samt einem schönen Stift um die Werte einzutragen. Eventuell ist auch hilfreich, wenn man sich dazu eine nette angenehme Atmospähre schafft.  Vielleicht reicht es auch zunächst, wenn man sich vornimmt," nächste Woche trage ich an drei Tagen meine Werte in mein Tagebuch ein." Wenn das geschafft ist, sollte man sich eine Belohnung überlegen. Weil man hat sein Ziel erreicht und das kann man durchaus feiern.

Kleinschrittig denken:

Kleine Ziele, die erreicht werden können, schaffen mehr Motivation. Dazu kann man sich ein großes Ziel wählen, vielleicht z.B. ein besserer HbA1c. Bis man dorthin gelangt ist, muss man einen Weg beschreiten, ähnlich einer Treppe. Stufe für Stufe nähert man sich seinem großen Ziel. Es macht keinen Sinn eine Stufe zu überspringen. Dadurch wird die Gefahr des Mißerfolges zu hoch. Das gilt es ja zu vermeiden. Eventuell kann einem hierbei eine Person des Vertrauens unterstützen, damit man diese einzelnen Schritte kleinschrittig voranschreitet und plant. Wenn das große Ziel erreicht, die Treppe bis oben hin erfolgreich beschritten wurde, sollte man zurückschauen und sich ansehen, was man erreicht hat. Eine Belohnung, zusätzlich zum besseren HbA1c sollte man sich ebenfalls überlegen. Unterstützer, die einen auf dem Weg begleiten und immer wieder Mut zusprechen, können auch sehr hilfreich und motivierend sein.

Das waren jetzt nur ein paar Möglichkeiten, die man versuchen kann. Ob sie für jeden passen, kann ich auf keinen Fall garantieren. Jeder Mensch ist anders und was bei dem einen gut hilft, muss bei dem anderen gar nicht passen. Ich würde mich über weitere Anregungen freuen. Vor allem wie man vielleicht ein Problem mit dem Diabetes refraimen kann. Vielleicht habt Ihr da einige witzige Ideen.

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